Besichtigung der Schiffswerft Blohm & Voss April 2002

Am Mittwoch den 10. April machten wir uns mit 8 Personen von Ellerau mit der AKN auf den Weg zu den Landungsbrücken. Von dort ging es dann zu Fuß zum alten Elbtunnel. Leider war der Fahrstuhl defekt und so mussten wir die Treppe benutzen.

Es ist immer wieder beeindruckend dieses alte Bauwerk zu durchqueren, welches früher die einzige Möglichkeit war auf die andere Seite der Elbe zu gelangen. Nach fast 500m unter der Elbe fuhren wir mit dem Fahrstuhl an die Oberfläche zurück. Vom Tunnelausgang bis zu den Werkstoren von der Werft, war es nur noch ein kurzer Spaziergang. Vor den Werkstoren trafen wir noch 3 weiter Modellbaukollegen.

Nach dem wir uns beim Pförtner gemeldet hatten, führte man uns in einen Raum, wo uns ein interessantes Video über die Geschichte und Entwicklung der Werft Blohm & Voss gezeigt wurde. Nach dem film bekam jeder Teilnehmer einen weißen Helm, den man die ganze Zeit auf dem Werftgelände tragen muss. Als erstes gingen wir in das Ausbildungszentrum, wo wir die Lehrlinge bei ihrer Ausbildung beobachten konnte und verschiedene Gesellenstücke ausgestellt sind. Anschließend ging es über das Freigelände, wo Tausende von zugeschnittene Metallplatten, jede mit einer Identifikationsnummer beschriftet, lagern. Vorbei an einem Stück alter Bordwand, wo man noch die Niettechnik von früher sehen konnte ging es in eine große Halle, wo die Teile aus riesigen Metallplatten ausgebrannt werden. Früher mit dem Schneidbrenner aber inzwischen werden die teile mit Hilfe eines Plasmaschneiders unter Wasser oder seit einem Jahr ganz modern mit einem Laserstrahl.  Wir hatten sogar das Glück, das gerade als wir an der Anlage standen ein Teil ins Wasser abgesenkt wurde und dann unter der Wasseroberfläche ausgeschnitten wurde. Bei dieser Methode, entstehen weniger gefährliche Abgase und das Material verformt sich nicht so stark, weil die Wärme sofort vom umgebenden Wasser abgeleitet wird. Vorbei an einer gewaltigen Presse, wo gerade eine Platte gebogen wurde. Die Presse ist 1937 gebaut wurden und hat eine Presskraft von 9000 t und kann platten bis 80 mm biegen. Nach dem 2. Weltkrieg wollten die Engländer dieses Maschine mit nach England nehmen, aber man hat es nicht geschafft sie zu zerlegen. Durch die ganze Halle verlaufen mehrere Kranbahnen, wobei keiner weniger als 5 t Heben kann. Im anderen Ende der Halle wurden dann die Platten zu einzelnen Sektionen zusammen geschweißt. Die Arbeitsbedingungen in der Halle sind recht laut, zügig kalt und recht schmutzig. Die wichtigsten Arbeitsgeräte sind der Schweißbrenner und der große Hammer um die Teile passend zu montieren. Die einzelnen Sektionen werden anfangs auch über Kopf montiert und erst dann im ganzen umgedreht. In der nächsten halle waren die Sektionen schon umgedreht und zu noch größeren Einheiten zusammen geschweißt. Es ist schon gewaltig wenn man vor so einer Schiffssektion steht und sich da ganze einmal im Querschnitt zu sehen bekommt. Im Inneren solcher Sektionen kann fast nicht maschinell geschweißt werden, weil die Platzverhältnisse so beengt sind. Das heißt 90 % der Teile werden von Hand eingeschweißt. Von dieser Halle gingen wir rüber zum Ausrüstungskai, wo gerade die Olympia Explorer liegt, Ein sehr schnelles Fahrgastschiff, welches nächste Woche ausgeliefert werden soll. Hier war es sogar erlaubt ein paar Fotos zu machen, ansonsten ist auf dem ganzen Gelände das Fotografieren verboten, wegen der geheime Marinetechnik, die dort gebaut wird. Über eine Rampe gingen wir dann in das Schwimmdock Nr. 5 wo gerade eine Fregatte gebaut wird. Vorbei an dem Wasserstrahlantrieb und den beiden Verstellpropeller gingen wir unterhalb des Rumpfes zum Mittschiff. Wirklich faszinierend so ein Schiff, einmal von unten zu betrachten. Wann hat man schon einmal die Möglichkeit sich das Unterwasserschiff, samt Ruder, Schrauben usw. zu bestaunen. Nach dem man uns noch erläutert hat wie das Schiff im Dock aufgebockt wird, gingen wir am Sonardom vorbei zur Bugnase, die ich auch einmal  berühren wollte. Kaum zu glauben , das unter dem ganzen Schwimmdock ein 4 m hoher Hohlraum ist, der mit Wasser geflutet werden kann um das Dock dadurch ab zu senken und das fertige Schiff dadurch aufschwimmen zu lassen. Welches dann von Schleppern rausgezogen wird.

Heute gibt es nur noch 2 Baudocks bei Blohm & Voss, früher gab es mehrere und eine Schiffshelling. Die gibt es zwar immer noch, aber wird nicht mehr benutzt. Bei der Helling wird das fertige Schiff durch einen Stapellauf zu Wasser gelassen. Zur Zeit ist man am überlegen , ob man diese nicht überdacht, um einen weiteren wetterunabhängigen Bauplatz zu haben.

Zum Schluss gingen wir noch zum Trockendock Elbe 17 . Diese war bis vor kurzem noch das größte seiner Art in Europa. Ein Trockendock wird durch ein riesiges Tor von der Elbe abgetrennt und dann wird das Wasser abgepumpt. Bis das Schiff im trockenen liegt. Als wir am Rand des Docks stehen und in das 20 m tiefe Dock starren ist man schon schwer beeindruckt von diesem gewaltigen Bauwerk. In dem Dock wird gerade ein Ro-Ro-Containerschiff mit einem neuen Unterwasseranstrich versehen. Danach gehen wir noch in das Hauptverwaltungsgebäude und dort in die sogenannte Teppichetage.

Dort sind einige Schiffsmodelle ausgestellt, die bei Blohm & Voss gebaut wurden. Das Glanzstück ist ein Modell des Schlachtschiffs Bismarck, welches im 2. Weltkrieg dort gebaut wurde. Das Modell ist im Maßstab1:50 gebaut und fast 5 m lang. In einem weitern Vitrine sind von jedem Schiff, welches in den 125 Jahren von der Werft gebaut wurde. Angefangen hat es mit einem kleinen Dampfschiffen, der Baunummer 1. Dann Kriegsschiffe für die Kaiserliche Marine, unzählige U-Boote für den zweiten Weltkrieg und seit 1953 wurden wieder alle möglichen Frachtschiffe, Tanker, Passagierschiffe usw. gebaut.  Der Blick auf die Schiffsmodelle ist extra für uns Modellbauer organisiert wurden, normaler weise, hat dort kein Besucher zutritt.

Nach 2,5 Stunden interessanter Führung endet unser Besichtigungstour. Zurück durch den alten Elbtunnel geht wieder auf die andere Seite der Elbe. Diesmal dürfen wir sogar den Autofahrstuhl benutzen, um wieder an die Oberfläche zu kommen. Da wir noch etwas Zeit haben bummeln wir noch über die Landungsbrücken und gönnen uns etwas zum Mittag und schauen uns die Schiffe im Hafen an. Mit der Bahn geht es dann wieder zurück nach Ellerau. Alle waren von diesem tollen Tag begeistert. Vielen Dank noch einmal an unseren Modellbaukollegen Klaus Riese, der die Besichtigung für uns organisiert hat.

Fotos und Bericht:
Jörg Klug

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